Tiemi – das Monchichi des Ostens und Kaffeemühlen aus aller Welt Bei Familie K. in Grünau zu Hause Frauen im besten Alter bekommen Herzklopfen und feuchte Augen, wenn ihnen plötzlich und unvermittelt einer, mehrere oder gar 300 Tiemis gegenübersitzen. Erinnerungen an ungetrübte Kindheitsstunden werden wach und an den Stolz, ein oder vielleicht sogar zwei dieser finger-lutschenden Lieblingspuppen sein eigen nennen zu können. Die Eltern brauchten Glück oder gute Beziehungen, um eine von insgesamt knapp einer Million, produzierten Puppen mit ganz unterschiedlichen Rollen, Berufen oder sogar als Teufelchen zu ergattern. Denn 60 % ihrer Verwandten durften in den Westen ausreisen und fanden sich unter anderem in den Regalen des Pariser Edelkaufhauses Galeries Lafayette wieder. Ein Fünftel der Produktion ging ins sozialistische Ausland, der verbleibende Teil machte die DDR-Kinder glücklich. Und einige davon, nämlich tatsächlich über 300 Stück, kuscheln in trauter Gemeinschaft in einer Grünauer Wohnung, gehegt und gepflegt von Frau und Herrn K. Angefangen hat es vor einigen Jahrzehnten mit einem Tiemi, den die Urlaubswirtin ihrem Sohn geschenkt hat. Von Stund an wurde gestöbert, gehandelt und recherchiert. Sie haben sogar mit der Namensgeberin von Tiemi, der Spielzeugdesignerin Susanne Thieme, über die sowohl vom VEB Sonni als auch vom VEB Waltershausen/VEB Biggi hergestellten Puppen gefachsimpelt. Das ist der Familie K. zu eigen, wenn, dann macht man es richtig. Die zweite große Leidenschaft entstand Mitte der 70 er Jahre, als sie von der Oma die erste Kaffeemühle bekamen. Mittlerweile sind es rund 420 Stück aus vielen europäischen Ländern, die älteste ist über 100 Jahre alt. Irgendwann kam eine Pfeffermühle dazwischen, von denen es inzwischen auch schon 80 Stück gibt. Und wie ist es mit dem Staubwischen? „Naja, ein Putztag geht schon drauf“ schmunzelt Frau K., die mit Pinsel und Farbe oft auch die optische Aufwertung der in die Jahre gekommenen Schmuckstücke übernimmt. Sie ist für die künstlerische und er eher für die technische Restauration zuständig. Und trotzdem bleibt den beiden Sammelfreaks noch ausreichend Zeit für ausgedehnte Spaziergänge oder kleine Radtouren im Umfeld. Demnächst wird Goldene Hochzeit gefeiert erzählen die Beiden. Dabei ist eine innige Verbundenheit spürbar, die weit über die gemeinsame Sammelleidenschaft hinausgeht. Übersicht Geschichtennächste Geschichte vorherige