Achtsamkeit üb allezeit
Heidi N.
Google liefert in 0,46 Sekunden ungefähr 6.590.000 Ergebnisse zum Suchwort Achtsamkeit. Der Begriff ist schwer in Mode. In der Wohnung von Heidi N. ist Achtsamkeit, also der aufmerksame Umgang mit sich und anderen, unaufdringlich präsent. Offenbar schon seit vielen Jahren.
Da gibt es von den Freunden die alljährlichen originellen Glückwünsche für´s neue Jahr auf Papptellern, Drucke, selbstgemachte Nettigkeiten, vom Sohn die handbemalten Matroschkas und die Gemälde in Öl. Alles Verweise auf gemeinsame Erinnerungen, Ausdruck von „Ich denk an Dich“ oder ein Versprechen auf zukünftiges. Es ist ein „Nehmen und Geben“.
Die frühere Deutschlehrerin hilft ehrenamtlich in der Bibliothek vom nahegelegenen Elisabethkrankenhaus. Sie bastelt gern und schreibt. Autobiografisches, Episoden aus dem Leben ihrer Mutter, durchmischt mit überlieferten oder regionaltypischen Kochrezepten. In der freien Zeit trifft sie sich mit Freundinnen zu gemeinsamen Spielrunden, bummelt durch ihren Connewitzer Kietz. Oder sie liest u.a. Stefan Heym und Christoph Hein. Isabell Allende, Familiengeschichten – lesen ist so etwas wie das tägliche Brot. So ist es auch nicht wirklich überraschend, dass eine Buchhändlerin und Bibliothekarin ihr die Wohnung empfohlen hatte.
Mit doppeltem Gewinn: erstens sind sie jetzt Nachbarn und zweitens lebt sie in einer Genossenschaftswohnung. Das ist ihr wichtig, als Ausdruck der Beständigkeit und Zuverlässigkeit. Schon die Großmutter war in der Konsumgenossenschaft. Manch alte Ideen sind zeitlos. Wie der Spruch auf dem bedruckten Küchentuch eben. Darauf schleppt ein Fuchs vor den Augen eines erschrockenen Mädchens eine Gans davon. Darüber - sicher mit Augenzwinkern - „Achtsamkeit üb allezeit“.
Übersicht Geschichten nächste Geschichte vorherige